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Freitags, 14:30 Uhr in Deutschland

Ich habe ein neues Medikament bekommen. Es soll mein galoppierendes Herz ein wenig bremsen. Morgens um 09:00 Uhr habe ich das erste mal eine Tablette genommen. Kurz danach fühlte ich mich ziemlich matt und legte mich nochmal in's Bett - der Puls bei entspannten 70 Schlägen. Eine Stunde später stand ich wieder auf, fühlte mich aber immer noch nicht recht auf dem Damm. So verging der Vormittag und der frühe Nachmittag mit einem Wechsel zwischen einer Stunde schlaf und einer Stunde Sofa. Zudem stellte sich auch noch eine gewisse Atemnot und Brustenge ein. Also befand ich, es wäre besser mal den Hausarzt zu befragen, da mir der Zusammenhang zwischen Medikament und Symptome doch sehr deutlich war. Um 14:30 Uhr klingelte in der Praxis das Telefon. Auf der einen Seite ich, auf der anderen Seite der diensthabende Anrufbeantworter. Ich würde außerhalb der Praxiszeiten anrufen und möge mich in Notfällen doch bitte an den hausärztlichen Notdienst wenden. Gesagt getan, Nummer gewählt und

Nur der gute Stoff

Italien nimmt nicht an der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland teil! Das war ja wohl DIE Schlagzeile schlechthin. Nach satten 60 Jahren muss das für die Italiener ein Schock sein, der sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird. Mit Sicherheit aber mindestens 4 Jahre. Aber vielleicht erhöht sich ja hierdurch ein klein wenig die Chance auf eine Titelverteidigung für uns. Einzig Gianluigi Buffon tut mir echt leid. Ich glaube, es gibt für einen Fußballer dieser Kategorie kein bittereres Ende seiner Karriere. Und das ausgerechnet gegen die Schweden, wo vor genau diesen 60 Jahren die Fußball-Weltmeisterschaft statt fand. Jetzt aber zum eigentlichen Titel. Ich bekomme nach Rücksprache mit 3 Ärzten ja als Schlafmittel Zopiclon verschrieben. Es wirkt sehr gut und hilft mir schon beim Durchschlafen, obwohl ich die kleinstmögliche Dosis nehme. Leider hat das Medikament aber auch ein hohes Suchtpotential, weswegen ich dem sehr skeptisch gegenüber stand. Allerdings heißt hohes Suchtp

Update

Ich habe hier lange nicht geschrieben. Das hat allerdings auch seine Gründe. Ich leide derzeit sehr stark unter den Nebenwirkungen der Medikamente. Unter anderem ist das ein sehr starkes Händezittern. Das macht es mir fast unmöglich auf dem Handy zu tippen. Ich muss die Wörter x-mal korrigieren. Am PC zu schreiben geht leider auch nicht, da ich nicht mal die Kraft habe über längere Zeit zu sitzen. Mein Darmtrakt schlägt Kapriolen, mein Ruhepuls liegt um 10-15 Schläge über dem Normbereich und ohne Schlafmittel ist an Schlaf kaum zu denken. Insgesamt fühle ich mich ziemlich mies. Ich würde viel mehr schreiben wollen, aber das muss jetzt erst Mal reichen.

Budenofalk und Ciclosporin

Wir waren am Donnerstag in der Klinik. Die Blutwerte waren wunderbar, nur fühlte ich mich gar nicht danach. Ich hatte Befürchtungen gleich dort bleiben zu müssen und hatte vorsichtshalber schon das Ladekabel für das Handy dabei. Ich fühlte mich die Tage vorher schon krank und Elend. Und es wurde von Tag zu Tag schlimmer. 95% des Tages lag ich und quälte mich mit einem rumorenden Bauch. Mir war übel. Zuerst nur wenn ich etwas gegessen hatte. Später den ganzen Tag über. Das Zittern wurde immer schlimmer. Der ganze Körper bebte förmlich. Essen war, wenn überhaupt, nur unter Qualen und Vomex möglich. Ich war total schwach, konnte kaum laufen und brauchte überall halt. Der Arzt meinte, die Anzeichen seien untypisch für eine GvHD und Fieber hatte ich auch nicht, was für eine Infektion gesprochen hätte. Allerdings: Eine Woche zuvor wurde das Medikament Budenofalk abgesetzt und ungefähr ab diesem Zeitpunkt ging es mir von Tag zu Tag schlechter. Also wurde es wieder angesetzt. Schon am gl

Soviel zu den Vorurteilen und Ungerechtigkeiten in dieser Welt

Das Video ist nur deutsch untertitelt. Aber die Aussage ist gewaltig. https://youtu.be/xMdymzoMO30

Mal geht's vorwärts und mal geht's rückwärts

Wo große Fortschritte erzielt werden, da muss man dann auch mal Pausen einlegen. So scheint es jetzt jedenfalls bei mir zu sein. Mein Körper fordert derzeit wohl eine Auszeit ein. Seit ein paar Tagen fühle ich mich nicht sehr wohl. Meine Knochen tun weh, ich schlafe schlecht und bin unglaublich klapprig auf den Beinen. Dazu kommt mal mehr, mal weniger dieses Händezittern. Wenn es ganz schlimm ist, bleibt kein essen auf der Gabel. Insgesamt fühle ich mich wieder etwas kränker. Die meiste Zeit liege ich und lass mich vom TV oder YouTube berieseln. Oder ich ziehe mich ins Schlafzimmer zurück und schlafe ne Runde. Mir macht dieser Rückschritt jetzt keine Angst. Ich spüre im Grunde nur verstärkt die Nebenwirkungen der Immunsuppression. Das vergeht auch wieder.

Fast 2 Wochen

Gestern war ich zur Nachsorge. Die Blutwerte sind hervorragend, so dass ich nur ein mal die Woche in die Klinik muss. Allerdings gilt das nicht für meine Venen. Mittlerweile nehmen sie mir das Blut aus den Pulsadern ab, was sehr unangenehm ist. Unten im Hausflur steht jetzt ein Rollator. Ich mag ihn nicht sehr. Aber das freie Laufen ist noch zu unsicher. Ich hab auch noch weiter abgenommen, obwohl das Essen eigentlich recht gut klappt. Vielleicht liegt es ja daran, dass mir derzeit meine Verdauung ziemlich zu schaffen macht. Und kalt ist mir, fürchterlich kalt. Selbst nachts unter der dicken Decke brauche ich ein Heizkissen. Vielleicht liegt es ja an den fehlenden Fettschichten und der fehlenden Muskelmasse. Wie dem auch alle sei. In knapp 3 Wochen sind die 100 Tage um und es wird begonnen die Immununterdrückung auszuschleichen. Dann heißt es Daumen drücken, dass mein neues blutbildendes System meinen Körper als sein neues zu Hause angenommen hat.

Endlich wieder zu Hause!

Es ist geschafft. Ich bin seit gestern wieder zu Hause. Es kann sich kaum jemand vorstellen wie anstrengend der ganze Akt für mich war.  Von der Station zum Auto, die Fahrt nach Bremen (ja, auch das einfache sitzen auf dem Beifahrersitz ist sehr anstrengend), und dann der Weg vom Auto in die Wohnung. Ich war so kaputt, dass ich gestern auch nicht mehr schreiben konnte. Natürlich merke ich jetzt wieder meine Muskeldefizite an allen Ecken und enden, lag auch schon auf den Fußboden und konnte nicht wieder hoch. Ich merke überall meine Knochen, weil Muskeln und Fettgewebe fehlen. Aber alles das wird im Laufe der nächsten Zeit ja besser werden. Das wichtigste ist und bleibt: Ich bin wieder zu Hause bei meiner Familie!

Es geht vorwärts

Endlich was handfestes. Es geht voran. Seit Montag bin ich fieberfrei (auch ohne Paracetamol). Der üble Durchfall ist von jetzt auf gleich verschwunden und ich fühl mich etwas kräftiger. Verhandlungen mit den Doc haben ergeben, dass ich am Montag endlich wieder nach Hause kann! Es waren dann aber auch wieder 4 1/2 Wochen Krankenhaus. Seit dem 19.6. gerechnet sogar 11 Wochen. Genug ist genug!

Tag 60

Es ist Sommer. 27. August steht auf dem Kalender. Draußen ist es hell und sonnig. Aber an vielen Tagen in diesem Monat herrschte auch Wind und Regen. Ich habe ja Zeit genug das Schauspiel als Zaungast zu beobachten. Hier drin habe ich ja kein Wetter. Ganzjährig herrscht in diesen Zimmern das gleiche Klima. Kein Windzug der einen seine Haut spüren lässt. Kein schwitzen und kein frieren, weil stets die gleiche Temperatur herrscht. Kein Regen, weil auch die Feuchtigkeit über die vollautomatische Klimaanlage gesteuert wird. Kein Ton der von draußen ins Zimmer drängt, weil alle Fenster hermetisch nach außen abgeriegelt sind. Nur das sonore brummen der Invusionsapparate, das einen Tag und Nacht begleitet. Wenn ich es mir aussuchen könnte, ich würde viel lieber draußen bei den Menschen stehen, die pausenlos über das Wetter und den verkorksten Sommer meckern. All das, worüber sie meckern würde ich froh sein auf meiner Haut zu spüren. Ich würde nicht meckern. Ich würde einfach still

ZVK

ZVK - da isser wieder. Nachdem ich von Anfangs 91.1kg auf nun 73.5kg runter bin, haben mir die Ärzte nun wieder einen ZVK gelegt. Darüber werde ich nun wieder ernährt. Das Essen klappt ja seit Wochen nicht. Mir wird's übel allein schon wenn ich Essen rieche. Nachts kann ich nicht mehr schlafen, so dass ich mir da was geben lasse. Da werde ich wenigstens nicht alle halbe Stunde wach. Die Leukozyten Untersuchung war übrigens (wer hätte das jetzt gedacht) negativ. Alle dort wo sie hingehören und keine Ansammlungen. Eine Magen- und Darmspiegelung hat man auch noch gemacht. Das Ergebnis braucht “ein paar Tage“. Ansonsten hat sich nichts geändert: Paracetamol Ich werde wohl noch ne Weile hierbleiben.

Tag 50

Halbzeit der kritischen Phase und ich immer noch im Krankenhaus. Ich hoffe nicht, dass ich die zweite Hälfte auch noch hier verbringen muss. Dann kann man mich gleich in die Psychiatrie weiterreichen. Es hat sich NICHTS geändert. Mein Tag wird von Fieber und Paracetamol bestimmt. Alle Untersuchungsergebnisse sind stets negativ. Keine Ursache weit und breit zu finden. Jetzt wollen die mir morgen ein Kontrastmittel in die Venen geben und damit die Leukozyten markieren. Damit könnte man feststellen, wo im Körper Ansammlungen an Leukozyten zu finden sind. Das gäbe einen Hinweis auf Vorgänge im Körper. Aber der Doc sagte auch nur schulterzuckend “Es ist nur ein Versuch“ Tolle Aussichten...

Und täglich grüßt das Murmeltier

Es passiert einfach nichts. Seit Donnerstag liege ich hier und vegetiere vor mich hin. Jeden Tag bekomme ich 38 Fieber, jeden Tag bekomme ich Paracetamol, jeden Tag bekomme ich Antibiotika und jeden Tag bekomme ich meinen Krankenhauskoller. “Die Entzündungswerte gehen zurück“ heißt es. Das scheint das Fieber aber nicht im geringsten zu beeindrucken. Heute morgen habe ich wieder 38.3. Nun warte ich auf das Paracetamol. Dann geht es bis mittags zurück und das Spiel wiederholt sich von Neuem. Es kotzt mich langsam alles an.

Wieder drin

Donnerstag Abend. Leichtes Fieber, trotz Paracetamol. Anruf in der Klinik. Der Arzt ruft irgendwann zurück und jeder erahnt es: ab in die Klinik. Alles in allem war es mitten in der Nacht bis ich mit allem durch war. Nun liege ich hier wieder und warte...

Das “L“, das “L“ und das “L“

Heute ist Tag 33. Ein Drittel der kritischen Zeit habe ich um. Dennoch kommt es mir schon vor, als hätte ich den halben Weg hinter mir. Immerhin liegt ja auch eine ganze Zeit der Vorbereitung und Behandlung schon hinter mir. Das wichtigste für heute aber ist: Ich werde Entlassen!!! Es geht nach Hause. Nach 6 Wochen Isolationshaft geht es nun wieder in die Freiheit. Ich freue mich unendlich! Der Weg ist noch weit, die kritische Phase nicht vorbei. Trotzdem finde ich es an der Zeit, die zurückliegende Zeit einmal zu betrachten: “L“ - wie Leid Seit meiner Erkrankung habe ich das “L“ wie Leid getragen. Ich habe die Schmerzen ausgehalten, Ängste durchgestanden und trage tapfer die Risiken und Schäden, die Krankheit und Behandlung an meinem Körper hinterlassen haben. Es ist anstrengend und man fühlt sich wie ein körperliches Wrack. Jedes noch so kleine Stückchen Selbstständigkeit muss hart wieder erkämpft werden. Das Leid dieser Krankheit ertragen. Das ist meine Aufgabe. Eine Leuk

Ein Tag Freiheit

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Ich bin gestern für einen Tag nach Hause gekommen. Ich bin völlig überwältigt, fertig, überfordert und kaputt. Brauche mehrmals am Tag eine Ruhepause im Schlafzimmer. ich, ungeschminkt und wie ich mich fühle Das bisschen mehr Bewegung in der Wohnung hat bei mir schon für Muskelkater gereicht. Das Essen klappt gut. In der Klinik bekomm ich vom Essen schon Würgereiz. Ich hab schon einen regelrechten Klinikkoller. Aber ich genieße es hier zu Hause. Es ist ein unglaubliches Gefühl zu Hause zu sein!

Ein Blick nach vorn!

Hurra! Endlich wurde von einem Arzt das Zauberwort ausgesprochen: E-N-T-L-A-S-S-U-N-G Mir geht es soweit auch gut und ich bin nicht mehr so klapprig auf den Beinen. Fieber ist weg, Magen auch wieder in Ordnung und nachher kommt der blöde Tannenbaum mit der künstlichen Ernährung ab. Endlich wieder frei bewegen. Was für ein tolles Gefühl. Was die Entlassung angeht, zeigt man sich hier flexibel. Aber ich denke spätestens Montag! Der Tag heute ist gerettet!

Rückblicke

Während meiner Chemo 2014 gab es viele Phasen, in denen es mir besser oder schlechter ging. In einer der leichteren Phasen schrieb ich eine Kurzgeschichte über die Traurigkeit und ihre Wegbegleiterin. Einige werden sie schon kennen. Ich habe versucht diese hier als Dokument einzubinden. Das funktioniert leider so nicht. Darum habe ich den Text so hier reinkopiert. Ich hoffe meine Worte und Gedanken in diesem Text finden ihr Ziel überall dort, wo sie benötigt werden. Wenn Euch die Geschichte gefallen hat, dann gebt sie gern bitte weiter. Ich möchte nur gern darum bitten, dies mit Verweis auf meine Urheberschaft zu machen: Weggefährten Der Herbst hatte Einzug ins Land gehalten und tauchte die Bäume, Wiesen und Felder in ein buntes Farbenspiel. Die letzten warmen Sonnenstrahlen des Nachmittages erwärmten die Luft und luden dazu ein, den würzigen Duft des Herbstes einzuatmen.  Am Himmel zogen die Vögel ihre Bahnen Richtung Süden und die daheimgebliebenen Tiere in Wald und Fel

Licht und Schatten

Die Leukos sind jetzt deutlich über 1000 und eigentlich verlief alles bilderbuchartig. Den Werten nach sprachen wir schon von Entlassung. Tja, wenn ich dann nicht wieder aufgefiebert hätte. Entzündungswerte steigen. Dazu haben meinen Venen die Schnauze voll und ziehen sich in die hintersten Winkel zurück. Zwei Versuche machte die Ärztin bei mir einen neuen Zugang zu legen. Nix! Erst die nächste Ärztin konnte dann im nun dritten Durchgang noch einen legen. Bei der morgendlichen Blutentnahme werden bei mir schon so interessante Stellen wie vor den Fingerknöcheln gewählt um an überhaupt irgendwas zu kommen. Das schreit natürlich nach einen neuen ZVK. Ok, nächster Tag neuen ZVK legen. Funktionierte nur leider auch nicht. Also, Kommando zurück und erstmal ausruhen. Heute haben sie mir dann erfolgreich einen legen können. Wenigstens die Piekserei hat jetzt ein Ende. Wo das Fieber herkommt wissen die Ärzte noch nicht. Vor 2 Tagen habe ich das Essen und Trinken eingestellt, weil ei

Schon wieder Fieber

Seit gestern Abend habe ich wieder Fieber. Das hat mich um einiges zurück geworfen. Ich schaffe kaum den Weg zur Toilette und alles was den Tag über zu geschehen hat wird in Projekte eingeteilt. Es fängt morgens an mir dem Projekt Frühstück. Wenn ich alle Tabletten und einen Joghurt drin habe, lege ich mich hin und brauche eine Erholungspause. So geht es mit Allem. Projekt Morgentoilette, Projekt Zähne putzen. Projekt Durchmessen lassen (Blutdruck, Fieber, Puls usw.) Und so ist der Vormittag der stressigste Teil des ganzen Tages. Kräftemäßig bin ich ziemlich bei 0 und schlurfe (wenn überhaupt) nur nach vorheriger guter Überlegung wie ein 95 jähriger zum Bad. Nach ein paar Sekunden stehen fangen meine Beine an zu schmerzen und ich brauche eine Sitzgelegenheit. Aber ich weiß: sobald das richtige Medikament gefunden ist, geht's wieder aufwärts!

Rückblicke

Diesen kleinen Text habe ich während der großen Chemo 2014 anläßlich der Geburt meiner Tochter Emily geschrieben. Ich war unglaublich dankbar, dass ich diesen Moment erleben durfte. Denn es hätte auch ganz anders kommen können: "Ach, was kann die Welt doch schön sein!" dachte ich und kuschelte mich noch tiefer in mein Bett. Das Zimmer lag in angenehmem dunklen Dämmerlicht und ich schloß meine Augen und träumte weiter so vor mich hin. "Im Grunde" dachte ich, "führe ich hier doch ein recht angenehmes Leben." Ich drehte mich nochmal genüßlich um, zog meine Beine an und legte den Kopf auf meine angewinkelten Arme. Geräusche drangen von draußen in mein Zimmer. Irgendwas war da mal wieder los. Ich lauschte angestrengt, aber ich konnte nicht ausmachen, warum dort wieder ein so hektisches Treiben herrschte. Na, mir konnte es ja schließlich auch egal sein. Ich kuschelte mich also noch tiefer in mein Kissen und wollte einfach nur meine Ruhe genießen. JA, NIX

Leinen los!

Heute ist T14. Die Leukos sind jetzt bei 200. Allerdings droht der ZVK zu entzünden. Da ich aber nicht viel mehr als Flüssigkeit und Antibiotika darüber bekomme, wird er jetzt ein paar Tage früher als geplant entfernt. Die Medikamente bekomme ich ab jetzt in Tablettenform und die Antibiotika über die Armvene. Die tägliche Blutkontrolle wird dann auch über die Armvene gemacht. Außerdem stelle ich fest, dass jetzt meine Haare beginnen massiv auszufallen. Also ab damit. Kommen eh neu wieder.

Rückblicke

Gestern habe ich fast den ganzen Tag verschlafen oder zumindest vor mich hingedöst. Ich war kaputt und Gliederschmerzen plagten mich sehr. Die Gliederschmerzen sind aber ein gutes Zeichen. Das Knochenmark arbeitet und wächst. Ich denke, es werden noch öfter solche Tage kommen, an denen sich meine Schreiblaune arg zurück hält. Daher möchte ich dies nutzen, um auch den einen oder anderen Blick zurück in die Vergangenheit zu tun und Dinge posten, die ich noch zu Zeiten meines alten Knochenmarks geschrieben habe. Dies soll dann unter dem Titel "Rückblicke" stehen. Beginnen möchte ich mit einem Gedicht, welches ich vor ca. 15 Jahren in einer ziemlich tiefen Krise geschrieben habe. Es soll Trost und Kranft in schweren Zeiten spenden. Die meisten von Euch werden es sicher schon kennen: Blumen in der Nacht Die Sonne sinkt am Horizont hinunter, langsam werden meine Freunde munter. Nun schau' ich auf das Himmelszelt und bewundere eine schöne Welt. Kommt ihr St

T10 - Herzlich Willkommen in meinem Körper

Tag 10. Die ersten Zellen sind nachweisbar! Ein früher Zeitpunkt, aber ich hatte auch einen recht gebefreudigen Spender mit 5 Millionen Stammzellen. Es gibt Fälle, da bekommt man auch nur 2 Millionen. Erwartungsgemäß wären die ersten Zellen erst so gegen Tag 13 auf der Bildfläche erschienen. Aber dank des guten “Startkapitals“ ist das Transplantat sehr gut angewachsen. Baustelle “Anwachsen“ - abgehakt!

"Sagen Sie mal 'Zunge' " - "Tzsch...Tzszchu...Tszchunge"

Seit nun schon viel zu vielen Tagen plagt mich hier mein Rücken in allen vorstellbaren Schmerzabstufungen. Ich erhalte dafür seit einigen Tagen Tropfen, die hervorragend wirken und mir nach der ersten Einnahme auch schon gleich 45 Minuten am Stück Schlaf gegönnt hatten. Nachdem ich kurze Zeit später einen recht roten Hautaussschlag bekommen hatte, hat man das Medikament gegen ein ähnliches, fast genauso gutes ausgetauscht. Die Rötung ging zwar dadurch nicht zurück, aber es blieb bei den neuen Tropfen, da sie deutlich besser schmeckten als die erste Variante. Heute nun wurden diese Tropfen durch Tabletten ersetzt, da ich nachgefragt hatte, ob es diese Tropfen auch als Happinessperlen Notfallmedikation für zu Hause gibt. Und da ich zu Hause eher selten zur Abendgarderobe einen ZVK als Modeaccessoire trage, ist halt eben gleich gegen die Pillenform getauscht worden. ca. 2 Stunden später bemerkte ich ein unangenehmes Gefühl auf der rechten Seite im Mund. Erst hab ich mir nichts dabe

Die vergangenen Tage

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Langsam, ganz langsam kommt ein wenig Energie zurück. Meist bin ich mittags aber wieder platt. Ich versuche mal die vergangenen Tage zusammenzufassen: Tag T-1 Das ATG macht einen fertig und kaputt. Dee Blutwerte sind nun im Keller. Mit solchen Blutwerten verlassen Sie ihren Hausarzt nur noch Richtung Klinik Die Schlacht ist geschlagen, die Armee am Boden. Nachschub gibt es nicht mehr. Die Blutbildung ist zum erliegen gekommen. Mit Tag 0 geht es dann weiter mit einem zarten Pflänzchen, welches in die frei gewordenen Wohnungen gepflanzt wird. Ich glaube dieses ist der Tag, den Guido Westerwelle mit "Zwischen zwei Welten" meint. In der Tat befindet man sich irgendwo in der Mitte. Das alte ist weg und das neue noch nicht da. Tag 0 Der große Tag. Groß? Ich habe nicht viel mehr mitbekommen als einen Beutel der in mich hereinträufelt. Immerhin, hier ist ein Foto das meine ganze Lebenskraft enthält: ein lebenswichtiges Organ In den nachfolgenden Tagen habe ich ei

Lebenszeichen zwischen den Fieberschüben

Endlich habe ich die Kraft mal einen Satz zu schreiben. Das ATG wurde nach dem Anklemmen erst mal wieder abgeklemmt, da ich Fieber und Schüttelfrost bekommen habe. Nach langer Pause ging es dann aber weiter und ich habe es dann relativ gut vertragen. Auch die beiden anderen Tage hab es keine Probleme, nur war ich völlig fertig. Am Tag 0 verschwand diese regelrechte “Chemiewolke“ um mich herum. Die Stammzellen tröpfelten nachmittags unspektakulär in mich rein. Nun habe ich aber Fieberschübe ohne Ende die mir zu schaffen machen. Daher hält sich meine Schreiblaune auch sehr in Grenzen. Demnächst mehr. Brauch wieder Pause

ATG

Ab heute Mittag, dem Tag T -4, werde ich das ATG bekommen. Dazu werde ich an eine Vollüberwachung, ähnlich der einer Intensivstation angeschlossen. Sämtliche Vitalwerte werden vorne an die Station übertragen. Danach wird es sehr wahrscheinlich etwas ruhiger hier im Blog werden, je nachdem wie gut ich das Zeug vertrage. Was ist das ATG eigentlich? ATG steht für Abtropfgewicht bei Lebensmitteln *grins* Spaß beiseite. Es steht natürlich auch für Anti-Thymozyten-Globulin. Dahinter verbirgt sich ein Eiweiß, dass aus Kaninchen gewonnen wird. Die Kaninchen werden während ihre Lebens gegen menschliche Thymozyten immunisiert. Sie werden also mit menschlichen Zellen erst krank gemacht und entwickeln dann die so wichtigen Antikörper dagegen. Das ATG eben. Dieses wird nun benutzt, um in meinem Körper eben genau meine Thymozyten und andere Immunzellen, welche die gleichen Oberflächeneigenschaften tragen auszuschalten. Damit soll mein Transplantat vor meiner eigenen Immunreaktion geschützt

die 15 Gebote (Satire)

15 Gebote gab Gott den Menschen. 15? Ja! Wo sind die letzten 5 Gebote und wie lauten sie? Hier sind die ultimativen, alternativen Fakten! Frisch aufbereitet und gemailt an Donald Trump persönlich. Lesen wir dazu zunächst in den Originaltexten der Bibel nach: Danach wandte sich Moses und stieg vom Berg hinab vom Berg Sinai, die zwei Tafeln des Zeugnisses in seiner Hand, Tafeln, auf ihren beiden Seiten beschrieben. Auf dieser Seite und auf jener waren sie beschrieben.  Und die Tafeln waren das Werk Gottes, und die Schrift war die Schrift Gottes, eingegraben auf die Tafeln. (2. Mose, 32, 16-17) Und es geschah, sobald er nahe an das Lager gekommen war und das Kalb und die Reigentänze sehen konnte, daß Moses’ Zorn zu entbrennen begann, und sofort schleuderte er die Tafeln aus seinen Händen und zerschlug sie am Fuß des Berges. (2. Mose, 32, 19) Dann sprach Jehova zu Moses: „Haue dir zwei Steintafeln wie die ersten, und ich will auf die Tafeln die Worte schreiben, die auf den ersten Tafel

Endlich

habe ich raus, wie ich meine Longierleine mit Schisslaweng über meine Chaiselounge bugsiere:

Oh, ich Sünder dieser Erde!

Ein Versäumnis musste ich grad lesen. Von der Schreibwut voll besessen, sind die Gründe  fehlerhaft gewesen! Wie schrecklich, peinlich und vermessen! Vergaß ich doch des Vaters edlen Lebenssaft, der mich wohl und sanft in Mutter's Schoße legte. So gab er mir doch auch das Leben und die Kraft, was vor vielen Jahren auch das Amt belegte. Verzeih' mir Vater, du bist die Zwei ! Ohne dich da gäb' es nie die Drei. Den Kopf vor Scham gesenkt nach unten, bin ich bereit zur Buße und zur Bitte! Hab dir kurz nach oben schnell gewunken. Nun ist der schweizer Mann im Platz der Dritte. Ich lege daher für die Buße, dir dies Gedicht zu deinem Fuße.

Gründe

Einen Grund. Habe ich Gründe? Was ist überhaupt ein Grund und wofür muss man Gründe haben?  Von der Bedeutung her ist ein Grund als etwas zu verstehen, worauf man aufbauen kann. Das ist nicht nur der “Grund und Boden“ auf dem wir stehen, und wo die Urbedeutung zu finden ist. Gründe hat man z.B. auch für Entscheidungen. Gründe können Auslöser, Motivation oder Triebfeder sein. Ein Grund ist auch der Meeresboden oder das eigene “Grund“stück. Aber alle diese Worte gehen zurück auf die Urbedeutung von “Grund“: eine Basis haben, worauf man festen Halt hat und auf dem man aufbauen kann. Eine mutige Entscheidung baut auf einem Grund auf und findet dort den nötigen Halt. Genauso wie das Haus, unsere Füße und unser Leben. Und meines findet gerade seine Grundlage in der bevorstehenden Transplantation. Darauf kann ich nun aufbauen! Ich zähle hier einfach mal verschwindend wenige Gründe auf, die für das Leben sprechen: - meine Frau, die mich braucht wie ich sie - meine Kin

Helm auf und ab in den Graben

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sagte der Chef.  "Jawoll, Sir" sagte der brave Soldat Schw....Meyer *hust*, nahm seine 5 Proviantbeutel und hängte sie an den Nagel. So. Nun ist er da, der Point-of-no-return: Cocktail ohne Sonnenschirm und Orangenscheibchen War psychisch gar nicht so schlimm wie ich dachte. Vor diesem Punkt hatte ich aber am meisten Respekt.  Gedanklich kann ein nicht Betroffener nicht nachvollziehen, welche Gedanken einem an diesem Punkt durch den Kopf gehen. Das Mittelchen, welches just in diesem Moment wo ich schreibe in meine Venen läuft, würde mich töten. Es ist Gift, genauer gesagt ein Zellgift für bestimmte Arten von Zellen. Auf diesem Weg wird mein Knochenmark endgültig und unwiederbringlich zerstört. Ohne Spender würde ich jetzt sterben (na ok, vielleicht erst in ein paar Tagen), da kein Blut mehr nachgebildet wird und auch die Körperabwehr gegen Infekte nicht mehr vorhanden ist. Ich bin also tatsächlich recht konkret mit dem Tod konfrontiert. AAAAAAAAAB

Lose? Lose!

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Ich hab mit meinem Bruder reingeschaut. Es waren keine Lose drin!

Blumenstrauß und Hundeleine

Der Countdown läuft und langsam werde ich ungeduldig. Nein, keine Angst oder Unruhe. Regelrechte Ungeduld macht sich in mir breit. Ich möchte, das der ganze Chemokram hinter mir liegt und ich nur noch auf der Wartebank des Lebens auf mein Ticket nach Hause warten muss. Das würde mir viel leichter fallen als diese Gedanken “Wann geht es nun los, dass ich mich schlecht fühle“. Apropo Chemo. Der Blumenstrauß wurde auf heut morgen verlegt. Blau, weiß und braun sind die Blüten(Anschluß)farben. Nun kann der Cocktail kommen. Heut Nachmittag hab ich dann die Hundeleine bekommen. Das ist ne 8 Meter lange Leitung mit der ich hier im Zimmer überall hinkomme. Zum eingewöhnen laufen hier schon mal 3 große Beutel und 2 Dosierspritzen in mich rein. Keine Sorge, das sind alles nur feine Sachen wie Zuckerwasser oder bissl Kalium. Morgen geht es dann mit der Chemo los. Ab dann sollte meinem Spender auch nichts mehr zustoßen. Denn ab dem Zeitpunkt ist ein Abbruch der Behandlung nicht mehr möglich.

T -8

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8 Tage noch. Ich bin eigentlich die Ruhe selbst und gar nicht nervös. Heut morgen bin ich ca. gegen 6 Uhr aufgewacht. Frühstück gab es erst um 8 Uhr. Alles sehr entspannt. In Bremen ging um ca. 7 Uhr gnadenlos das Flutlicht an und man wurde erst Mal "grundgepiesackt" Die Eingewöhnung hier beschäftigt mich eigentlich ganz gut. Im Moment bin ich sehr damit beschäftigt, mir einen Tagesablauf zusammenzubasteln und hierfür "Termine" in meinem Handy zu speichern. Wenn es mir in ca. 2 Tagen nicht mehr so dolle geht, möchte ich nur stumpf einen Todo-Plan abarbeiten müssen, ohne groß darüber nachdenken zu müssen, ob ich was vergessen habe, oder ob ich nicht doch irgendwas etwas später machen könnte. Da wird dann einfach stumpf "getan". Ich werde ab dieser Zeit auch sicher nicht mehr ganz so schreibfreudig sein. Heute wird mir noch der "Blumenstrauß" gelegt. Das ist ein s.g. zentraler Venenkatheter. Das ist wichtig, weil mir ja nun ein wahrer Giftcoc

Umzug in ein neues Leben

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Heut ist Einzugstag. 3 kleine Taschen habe ich dabei. Ein Notebook, von meinem Bruder spontan organisiert, damit ich auch immer schön fleißig schreiben kann. Eine kleine Tasche mit Klamotten und Pflegeartikeln und eine (etwas größere) Tasche mit viiiieeeel Multimedia für die elektronische Berieselung aller Art und diesen Wahnsinnsball von meinen Kollegen (Hey Marcus, ich bin bei Nr. 43). Morgens um 9 Uhr rief meine Frau in der Klinik an, wann wir dort erscheinen sollen. Mein Zimmer wäre ab 10:30 Uhr frei und ein weiteres wäre "kurzfristig spontan" auch noch frei geworden. OK Jetzt einmal schlucken, dann weiterlesen. "kurzfristig, spontan frei". Alles klar? Das Red Bull-Zimmer nehme ich dann natürlich nicht (es verleiht Flüüüügel). Ich will gefälligst die Butze, wo man überlebt und laut Statistik gehört das jetzt MIR. Also, dann Herzlich Willkommen auf der Station 412 KMT Bevor ich oder ein Besucher überhaupt auf die Station darf, gibt es eine Schl

letzte freie Tage

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Ich verlebe gerade meine letzten freien Tage vor dem großen Einzugstermin am Montag. In den letzten Tagen war das Wetter ja sehr schön und wir haben uns einen Familientag in Bremerhaven gegönnt. Ein Besuch im Zoo am Meer und eine Rundfahrt durch das Hafengebiet ließ mich noch einmal die ganze pure Freiheit spüren: ein glückliches Pinguin-Pärchen ein Basstölpel von oben und derselbe von unten mein staunender Sohn vor einem echten Stör und ein staunender Seehund ein Homo sapiens sapiens (eine sehr häufig vorkommende Art im Zoo) Essen auf Zedern die Fütterung das Futter und MEIN Futter Ich muss sagen, es war ein schöner Tag. Ein wenig Sommer-Urlaubsfeeling. Danke für diesen wunderschönen Tag und Danke an eine wunderbare Familie!