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Es werden Posts vom Juli, 2017 angezeigt.

Das “L“, das “L“ und das “L“

Heute ist Tag 33. Ein Drittel der kritischen Zeit habe ich um. Dennoch kommt es mir schon vor, als hätte ich den halben Weg hinter mir. Immerhin liegt ja auch eine ganze Zeit der Vorbereitung und Behandlung schon hinter mir. Das wichtigste für heute aber ist: Ich werde Entlassen!!! Es geht nach Hause. Nach 6 Wochen Isolationshaft geht es nun wieder in die Freiheit. Ich freue mich unendlich! Der Weg ist noch weit, die kritische Phase nicht vorbei. Trotzdem finde ich es an der Zeit, die zurückliegende Zeit einmal zu betrachten: “L“ - wie Leid Seit meiner Erkrankung habe ich das “L“ wie Leid getragen. Ich habe die Schmerzen ausgehalten, Ängste durchgestanden und trage tapfer die Risiken und Schäden, die Krankheit und Behandlung an meinem Körper hinterlassen haben. Es ist anstrengend und man fühlt sich wie ein körperliches Wrack. Jedes noch so kleine Stückchen Selbstständigkeit muss hart wieder erkämpft werden. Das Leid dieser Krankheit ertragen. Das ist meine Aufgabe. Eine Leuk

Ein Tag Freiheit

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Ich bin gestern für einen Tag nach Hause gekommen. Ich bin völlig überwältigt, fertig, überfordert und kaputt. Brauche mehrmals am Tag eine Ruhepause im Schlafzimmer. ich, ungeschminkt und wie ich mich fühle Das bisschen mehr Bewegung in der Wohnung hat bei mir schon für Muskelkater gereicht. Das Essen klappt gut. In der Klinik bekomm ich vom Essen schon Würgereiz. Ich hab schon einen regelrechten Klinikkoller. Aber ich genieße es hier zu Hause. Es ist ein unglaubliches Gefühl zu Hause zu sein!

Ein Blick nach vorn!

Hurra! Endlich wurde von einem Arzt das Zauberwort ausgesprochen: E-N-T-L-A-S-S-U-N-G Mir geht es soweit auch gut und ich bin nicht mehr so klapprig auf den Beinen. Fieber ist weg, Magen auch wieder in Ordnung und nachher kommt der blöde Tannenbaum mit der künstlichen Ernährung ab. Endlich wieder frei bewegen. Was für ein tolles Gefühl. Was die Entlassung angeht, zeigt man sich hier flexibel. Aber ich denke spätestens Montag! Der Tag heute ist gerettet!

Rückblicke

Während meiner Chemo 2014 gab es viele Phasen, in denen es mir besser oder schlechter ging. In einer der leichteren Phasen schrieb ich eine Kurzgeschichte über die Traurigkeit und ihre Wegbegleiterin. Einige werden sie schon kennen. Ich habe versucht diese hier als Dokument einzubinden. Das funktioniert leider so nicht. Darum habe ich den Text so hier reinkopiert. Ich hoffe meine Worte und Gedanken in diesem Text finden ihr Ziel überall dort, wo sie benötigt werden. Wenn Euch die Geschichte gefallen hat, dann gebt sie gern bitte weiter. Ich möchte nur gern darum bitten, dies mit Verweis auf meine Urheberschaft zu machen: Weggefährten Der Herbst hatte Einzug ins Land gehalten und tauchte die Bäume, Wiesen und Felder in ein buntes Farbenspiel. Die letzten warmen Sonnenstrahlen des Nachmittages erwärmten die Luft und luden dazu ein, den würzigen Duft des Herbstes einzuatmen.  Am Himmel zogen die Vögel ihre Bahnen Richtung Süden und die daheimgebliebenen Tiere in Wald und Fel

Licht und Schatten

Die Leukos sind jetzt deutlich über 1000 und eigentlich verlief alles bilderbuchartig. Den Werten nach sprachen wir schon von Entlassung. Tja, wenn ich dann nicht wieder aufgefiebert hätte. Entzündungswerte steigen. Dazu haben meinen Venen die Schnauze voll und ziehen sich in die hintersten Winkel zurück. Zwei Versuche machte die Ärztin bei mir einen neuen Zugang zu legen. Nix! Erst die nächste Ärztin konnte dann im nun dritten Durchgang noch einen legen. Bei der morgendlichen Blutentnahme werden bei mir schon so interessante Stellen wie vor den Fingerknöcheln gewählt um an überhaupt irgendwas zu kommen. Das schreit natürlich nach einen neuen ZVK. Ok, nächster Tag neuen ZVK legen. Funktionierte nur leider auch nicht. Also, Kommando zurück und erstmal ausruhen. Heute haben sie mir dann erfolgreich einen legen können. Wenigstens die Piekserei hat jetzt ein Ende. Wo das Fieber herkommt wissen die Ärzte noch nicht. Vor 2 Tagen habe ich das Essen und Trinken eingestellt, weil ei

Schon wieder Fieber

Seit gestern Abend habe ich wieder Fieber. Das hat mich um einiges zurück geworfen. Ich schaffe kaum den Weg zur Toilette und alles was den Tag über zu geschehen hat wird in Projekte eingeteilt. Es fängt morgens an mir dem Projekt Frühstück. Wenn ich alle Tabletten und einen Joghurt drin habe, lege ich mich hin und brauche eine Erholungspause. So geht es mit Allem. Projekt Morgentoilette, Projekt Zähne putzen. Projekt Durchmessen lassen (Blutdruck, Fieber, Puls usw.) Und so ist der Vormittag der stressigste Teil des ganzen Tages. Kräftemäßig bin ich ziemlich bei 0 und schlurfe (wenn überhaupt) nur nach vorheriger guter Überlegung wie ein 95 jähriger zum Bad. Nach ein paar Sekunden stehen fangen meine Beine an zu schmerzen und ich brauche eine Sitzgelegenheit. Aber ich weiß: sobald das richtige Medikament gefunden ist, geht's wieder aufwärts!

Rückblicke

Diesen kleinen Text habe ich während der großen Chemo 2014 anläßlich der Geburt meiner Tochter Emily geschrieben. Ich war unglaublich dankbar, dass ich diesen Moment erleben durfte. Denn es hätte auch ganz anders kommen können: "Ach, was kann die Welt doch schön sein!" dachte ich und kuschelte mich noch tiefer in mein Bett. Das Zimmer lag in angenehmem dunklen Dämmerlicht und ich schloß meine Augen und träumte weiter so vor mich hin. "Im Grunde" dachte ich, "führe ich hier doch ein recht angenehmes Leben." Ich drehte mich nochmal genüßlich um, zog meine Beine an und legte den Kopf auf meine angewinkelten Arme. Geräusche drangen von draußen in mein Zimmer. Irgendwas war da mal wieder los. Ich lauschte angestrengt, aber ich konnte nicht ausmachen, warum dort wieder ein so hektisches Treiben herrschte. Na, mir konnte es ja schließlich auch egal sein. Ich kuschelte mich also noch tiefer in mein Kissen und wollte einfach nur meine Ruhe genießen. JA, NIX

Leinen los!

Heute ist T14. Die Leukos sind jetzt bei 200. Allerdings droht der ZVK zu entzünden. Da ich aber nicht viel mehr als Flüssigkeit und Antibiotika darüber bekomme, wird er jetzt ein paar Tage früher als geplant entfernt. Die Medikamente bekomme ich ab jetzt in Tablettenform und die Antibiotika über die Armvene. Die tägliche Blutkontrolle wird dann auch über die Armvene gemacht. Außerdem stelle ich fest, dass jetzt meine Haare beginnen massiv auszufallen. Also ab damit. Kommen eh neu wieder.

Rückblicke

Gestern habe ich fast den ganzen Tag verschlafen oder zumindest vor mich hingedöst. Ich war kaputt und Gliederschmerzen plagten mich sehr. Die Gliederschmerzen sind aber ein gutes Zeichen. Das Knochenmark arbeitet und wächst. Ich denke, es werden noch öfter solche Tage kommen, an denen sich meine Schreiblaune arg zurück hält. Daher möchte ich dies nutzen, um auch den einen oder anderen Blick zurück in die Vergangenheit zu tun und Dinge posten, die ich noch zu Zeiten meines alten Knochenmarks geschrieben habe. Dies soll dann unter dem Titel "Rückblicke" stehen. Beginnen möchte ich mit einem Gedicht, welches ich vor ca. 15 Jahren in einer ziemlich tiefen Krise geschrieben habe. Es soll Trost und Kranft in schweren Zeiten spenden. Die meisten von Euch werden es sicher schon kennen: Blumen in der Nacht Die Sonne sinkt am Horizont hinunter, langsam werden meine Freunde munter. Nun schau' ich auf das Himmelszelt und bewundere eine schöne Welt. Kommt ihr St

T10 - Herzlich Willkommen in meinem Körper

Tag 10. Die ersten Zellen sind nachweisbar! Ein früher Zeitpunkt, aber ich hatte auch einen recht gebefreudigen Spender mit 5 Millionen Stammzellen. Es gibt Fälle, da bekommt man auch nur 2 Millionen. Erwartungsgemäß wären die ersten Zellen erst so gegen Tag 13 auf der Bildfläche erschienen. Aber dank des guten “Startkapitals“ ist das Transplantat sehr gut angewachsen. Baustelle “Anwachsen“ - abgehakt!

"Sagen Sie mal 'Zunge' " - "Tzsch...Tzszchu...Tszchunge"

Seit nun schon viel zu vielen Tagen plagt mich hier mein Rücken in allen vorstellbaren Schmerzabstufungen. Ich erhalte dafür seit einigen Tagen Tropfen, die hervorragend wirken und mir nach der ersten Einnahme auch schon gleich 45 Minuten am Stück Schlaf gegönnt hatten. Nachdem ich kurze Zeit später einen recht roten Hautaussschlag bekommen hatte, hat man das Medikament gegen ein ähnliches, fast genauso gutes ausgetauscht. Die Rötung ging zwar dadurch nicht zurück, aber es blieb bei den neuen Tropfen, da sie deutlich besser schmeckten als die erste Variante. Heute nun wurden diese Tropfen durch Tabletten ersetzt, da ich nachgefragt hatte, ob es diese Tropfen auch als Happinessperlen Notfallmedikation für zu Hause gibt. Und da ich zu Hause eher selten zur Abendgarderobe einen ZVK als Modeaccessoire trage, ist halt eben gleich gegen die Pillenform getauscht worden. ca. 2 Stunden später bemerkte ich ein unangenehmes Gefühl auf der rechten Seite im Mund. Erst hab ich mir nichts dabe

Die vergangenen Tage

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Langsam, ganz langsam kommt ein wenig Energie zurück. Meist bin ich mittags aber wieder platt. Ich versuche mal die vergangenen Tage zusammenzufassen: Tag T-1 Das ATG macht einen fertig und kaputt. Dee Blutwerte sind nun im Keller. Mit solchen Blutwerten verlassen Sie ihren Hausarzt nur noch Richtung Klinik Die Schlacht ist geschlagen, die Armee am Boden. Nachschub gibt es nicht mehr. Die Blutbildung ist zum erliegen gekommen. Mit Tag 0 geht es dann weiter mit einem zarten Pflänzchen, welches in die frei gewordenen Wohnungen gepflanzt wird. Ich glaube dieses ist der Tag, den Guido Westerwelle mit "Zwischen zwei Welten" meint. In der Tat befindet man sich irgendwo in der Mitte. Das alte ist weg und das neue noch nicht da. Tag 0 Der große Tag. Groß? Ich habe nicht viel mehr mitbekommen als einen Beutel der in mich hereinträufelt. Immerhin, hier ist ein Foto das meine ganze Lebenskraft enthält: ein lebenswichtiges Organ In den nachfolgenden Tagen habe ich ei