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Es werden Posts vom Juni, 2017 angezeigt.

Lebenszeichen zwischen den Fieberschüben

Endlich habe ich die Kraft mal einen Satz zu schreiben. Das ATG wurde nach dem Anklemmen erst mal wieder abgeklemmt, da ich Fieber und Schüttelfrost bekommen habe. Nach langer Pause ging es dann aber weiter und ich habe es dann relativ gut vertragen. Auch die beiden anderen Tage hab es keine Probleme, nur war ich völlig fertig. Am Tag 0 verschwand diese regelrechte “Chemiewolke“ um mich herum. Die Stammzellen tröpfelten nachmittags unspektakulär in mich rein. Nun habe ich aber Fieberschübe ohne Ende die mir zu schaffen machen. Daher hält sich meine Schreiblaune auch sehr in Grenzen. Demnächst mehr. Brauch wieder Pause

ATG

Ab heute Mittag, dem Tag T -4, werde ich das ATG bekommen. Dazu werde ich an eine Vollüberwachung, ähnlich der einer Intensivstation angeschlossen. Sämtliche Vitalwerte werden vorne an die Station übertragen. Danach wird es sehr wahrscheinlich etwas ruhiger hier im Blog werden, je nachdem wie gut ich das Zeug vertrage. Was ist das ATG eigentlich? ATG steht für Abtropfgewicht bei Lebensmitteln *grins* Spaß beiseite. Es steht natürlich auch für Anti-Thymozyten-Globulin. Dahinter verbirgt sich ein Eiweiß, dass aus Kaninchen gewonnen wird. Die Kaninchen werden während ihre Lebens gegen menschliche Thymozyten immunisiert. Sie werden also mit menschlichen Zellen erst krank gemacht und entwickeln dann die so wichtigen Antikörper dagegen. Das ATG eben. Dieses wird nun benutzt, um in meinem Körper eben genau meine Thymozyten und andere Immunzellen, welche die gleichen Oberflächeneigenschaften tragen auszuschalten. Damit soll mein Transplantat vor meiner eigenen Immunreaktion geschützt

die 15 Gebote (Satire)

15 Gebote gab Gott den Menschen. 15? Ja! Wo sind die letzten 5 Gebote und wie lauten sie? Hier sind die ultimativen, alternativen Fakten! Frisch aufbereitet und gemailt an Donald Trump persönlich. Lesen wir dazu zunächst in den Originaltexten der Bibel nach: Danach wandte sich Moses und stieg vom Berg hinab vom Berg Sinai, die zwei Tafeln des Zeugnisses in seiner Hand, Tafeln, auf ihren beiden Seiten beschrieben. Auf dieser Seite und auf jener waren sie beschrieben.  Und die Tafeln waren das Werk Gottes, und die Schrift war die Schrift Gottes, eingegraben auf die Tafeln. (2. Mose, 32, 16-17) Und es geschah, sobald er nahe an das Lager gekommen war und das Kalb und die Reigentänze sehen konnte, daß Moses’ Zorn zu entbrennen begann, und sofort schleuderte er die Tafeln aus seinen Händen und zerschlug sie am Fuß des Berges. (2. Mose, 32, 19) Dann sprach Jehova zu Moses: „Haue dir zwei Steintafeln wie die ersten, und ich will auf die Tafeln die Worte schreiben, die auf den ersten Tafel

Endlich

habe ich raus, wie ich meine Longierleine mit Schisslaweng über meine Chaiselounge bugsiere:

Oh, ich Sünder dieser Erde!

Ein Versäumnis musste ich grad lesen. Von der Schreibwut voll besessen, sind die Gründe  fehlerhaft gewesen! Wie schrecklich, peinlich und vermessen! Vergaß ich doch des Vaters edlen Lebenssaft, der mich wohl und sanft in Mutter's Schoße legte. So gab er mir doch auch das Leben und die Kraft, was vor vielen Jahren auch das Amt belegte. Verzeih' mir Vater, du bist die Zwei ! Ohne dich da gäb' es nie die Drei. Den Kopf vor Scham gesenkt nach unten, bin ich bereit zur Buße und zur Bitte! Hab dir kurz nach oben schnell gewunken. Nun ist der schweizer Mann im Platz der Dritte. Ich lege daher für die Buße, dir dies Gedicht zu deinem Fuße.

Gründe

Einen Grund. Habe ich Gründe? Was ist überhaupt ein Grund und wofür muss man Gründe haben?  Von der Bedeutung her ist ein Grund als etwas zu verstehen, worauf man aufbauen kann. Das ist nicht nur der “Grund und Boden“ auf dem wir stehen, und wo die Urbedeutung zu finden ist. Gründe hat man z.B. auch für Entscheidungen. Gründe können Auslöser, Motivation oder Triebfeder sein. Ein Grund ist auch der Meeresboden oder das eigene “Grund“stück. Aber alle diese Worte gehen zurück auf die Urbedeutung von “Grund“: eine Basis haben, worauf man festen Halt hat und auf dem man aufbauen kann. Eine mutige Entscheidung baut auf einem Grund auf und findet dort den nötigen Halt. Genauso wie das Haus, unsere Füße und unser Leben. Und meines findet gerade seine Grundlage in der bevorstehenden Transplantation. Darauf kann ich nun aufbauen! Ich zähle hier einfach mal verschwindend wenige Gründe auf, die für das Leben sprechen: - meine Frau, die mich braucht wie ich sie - meine Kin

Helm auf und ab in den Graben

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sagte der Chef.  "Jawoll, Sir" sagte der brave Soldat Schw....Meyer *hust*, nahm seine 5 Proviantbeutel und hängte sie an den Nagel. So. Nun ist er da, der Point-of-no-return: Cocktail ohne Sonnenschirm und Orangenscheibchen War psychisch gar nicht so schlimm wie ich dachte. Vor diesem Punkt hatte ich aber am meisten Respekt.  Gedanklich kann ein nicht Betroffener nicht nachvollziehen, welche Gedanken einem an diesem Punkt durch den Kopf gehen. Das Mittelchen, welches just in diesem Moment wo ich schreibe in meine Venen läuft, würde mich töten. Es ist Gift, genauer gesagt ein Zellgift für bestimmte Arten von Zellen. Auf diesem Weg wird mein Knochenmark endgültig und unwiederbringlich zerstört. Ohne Spender würde ich jetzt sterben (na ok, vielleicht erst in ein paar Tagen), da kein Blut mehr nachgebildet wird und auch die Körperabwehr gegen Infekte nicht mehr vorhanden ist. Ich bin also tatsächlich recht konkret mit dem Tod konfrontiert. AAAAAAAAAB

Lose? Lose!

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Ich hab mit meinem Bruder reingeschaut. Es waren keine Lose drin!

Blumenstrauß und Hundeleine

Der Countdown läuft und langsam werde ich ungeduldig. Nein, keine Angst oder Unruhe. Regelrechte Ungeduld macht sich in mir breit. Ich möchte, das der ganze Chemokram hinter mir liegt und ich nur noch auf der Wartebank des Lebens auf mein Ticket nach Hause warten muss. Das würde mir viel leichter fallen als diese Gedanken “Wann geht es nun los, dass ich mich schlecht fühle“. Apropo Chemo. Der Blumenstrauß wurde auf heut morgen verlegt. Blau, weiß und braun sind die Blüten(Anschluß)farben. Nun kann der Cocktail kommen. Heut Nachmittag hab ich dann die Hundeleine bekommen. Das ist ne 8 Meter lange Leitung mit der ich hier im Zimmer überall hinkomme. Zum eingewöhnen laufen hier schon mal 3 große Beutel und 2 Dosierspritzen in mich rein. Keine Sorge, das sind alles nur feine Sachen wie Zuckerwasser oder bissl Kalium. Morgen geht es dann mit der Chemo los. Ab dann sollte meinem Spender auch nichts mehr zustoßen. Denn ab dem Zeitpunkt ist ein Abbruch der Behandlung nicht mehr möglich.

T -8

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8 Tage noch. Ich bin eigentlich die Ruhe selbst und gar nicht nervös. Heut morgen bin ich ca. gegen 6 Uhr aufgewacht. Frühstück gab es erst um 8 Uhr. Alles sehr entspannt. In Bremen ging um ca. 7 Uhr gnadenlos das Flutlicht an und man wurde erst Mal "grundgepiesackt" Die Eingewöhnung hier beschäftigt mich eigentlich ganz gut. Im Moment bin ich sehr damit beschäftigt, mir einen Tagesablauf zusammenzubasteln und hierfür "Termine" in meinem Handy zu speichern. Wenn es mir in ca. 2 Tagen nicht mehr so dolle geht, möchte ich nur stumpf einen Todo-Plan abarbeiten müssen, ohne groß darüber nachdenken zu müssen, ob ich was vergessen habe, oder ob ich nicht doch irgendwas etwas später machen könnte. Da wird dann einfach stumpf "getan". Ich werde ab dieser Zeit auch sicher nicht mehr ganz so schreibfreudig sein. Heute wird mir noch der "Blumenstrauß" gelegt. Das ist ein s.g. zentraler Venenkatheter. Das ist wichtig, weil mir ja nun ein wahrer Giftcoc

Umzug in ein neues Leben

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Heut ist Einzugstag. 3 kleine Taschen habe ich dabei. Ein Notebook, von meinem Bruder spontan organisiert, damit ich auch immer schön fleißig schreiben kann. Eine kleine Tasche mit Klamotten und Pflegeartikeln und eine (etwas größere) Tasche mit viiiieeeel Multimedia für die elektronische Berieselung aller Art und diesen Wahnsinnsball von meinen Kollegen (Hey Marcus, ich bin bei Nr. 43). Morgens um 9 Uhr rief meine Frau in der Klinik an, wann wir dort erscheinen sollen. Mein Zimmer wäre ab 10:30 Uhr frei und ein weiteres wäre "kurzfristig spontan" auch noch frei geworden. OK Jetzt einmal schlucken, dann weiterlesen. "kurzfristig, spontan frei". Alles klar? Das Red Bull-Zimmer nehme ich dann natürlich nicht (es verleiht Flüüüügel). Ich will gefälligst die Butze, wo man überlebt und laut Statistik gehört das jetzt MIR. Also, dann Herzlich Willkommen auf der Station 412 KMT Bevor ich oder ein Besucher überhaupt auf die Station darf, gibt es eine Schl

letzte freie Tage

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Ich verlebe gerade meine letzten freien Tage vor dem großen Einzugstermin am Montag. In den letzten Tagen war das Wetter ja sehr schön und wir haben uns einen Familientag in Bremerhaven gegönnt. Ein Besuch im Zoo am Meer und eine Rundfahrt durch das Hafengebiet ließ mich noch einmal die ganze pure Freiheit spüren: ein glückliches Pinguin-Pärchen ein Basstölpel von oben und derselbe von unten mein staunender Sohn vor einem echten Stör und ein staunender Seehund ein Homo sapiens sapiens (eine sehr häufig vorkommende Art im Zoo) Essen auf Zedern die Fütterung das Futter und MEIN Futter Ich muss sagen, es war ein schöner Tag. Ein wenig Sommer-Urlaubsfeeling. Danke für diesen wunderschönen Tag und Danke an eine wunderbare Familie!

Auf die Tische, fettig, los!

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Der Countdown läuft. 10 Tage noch bis zum Einzug ins Krankenhaus. Aufregung verspüre ich nicht. Im Gegenteil, ich genieße das Leben so gut ich kann. Das schließt auch Nährmittel, die sich demnächst auf der Verbotsliste wieder finden werden, prinzipiell und ausschließlich ein. Meine Herzkranzgefäße trommeln zum Ausnahmezustand, die Cholesterine bringen sich in Stellung und die Blutfette drängeln sich bis in die engsten Gassen und Gänge. Es wird zum großen Fressen geblasen. Alles was verboten ist! Alles was ungesund ist! Alles was Rang und Kalorien hat wird gnadenlos verzehrt, vernichtet und verdaut. Bald wird dieses Bild für seeeeeehr lange Zeit Geschichte auf meinem Speiseplan sein: So, bis später. Bin Essen. * Out to Lunch * 

Über die Tücken des Älter werdens

Ich gehe nicht gern zum Arzt. Niemand geht gern zum Arzt. Denn wenn man zum Arzt geht ist man normalerweise krank oder schon ziemlich alt. Ich bin krank. Deswegen gehe ich auch zum Arzt. Ich bin sogar sehr krank, weil mein Knochenmark sich nicht mehr an die Regeln hält. Deswegen soll es jetzt kaputtgemacht und durch ein anderes ersetzt werden. Nun schickt mich ein Arzt zu ganz vielen anderen Ärzten, um festzustellen, wie es um mich steht. Und die Folge ist: Nahezu jeder Arzt stellt auch wirklich fest, wie es um mich steht. Jeder gibt es mir jetzt schriftlich, was ich nicht schon alles an Alterserscheinungen aufweise. Dabei befinde ich mich gerade mal erst einen guten Monat nicht mehr in der “marktrelevanten Zielgruppe“, wie es innerhalb der privatrechtlichen Fernsehsender mehr oder weniger schmeichelhaft für d ie Gruppe der 17 bis 49jährigen beschrieben wird. Der Kardiologe hat mir ein vergrößertes Herz und hohen Blutdruck attestiert. Der Hausarzt die “Wohlstandswampe“ und