Über die Tücken des Älter werdens

Ich gehe nicht gern zum Arzt. Niemand geht gern zum Arzt. Denn wenn man zum Arzt geht ist man normalerweise krank oder schon ziemlich alt.

Ich bin krank. Deswegen gehe ich auch zum Arzt. Ich bin sogar sehr krank, weil mein Knochenmark sich nicht mehr an die Regeln hält. Deswegen soll es jetzt kaputtgemacht und durch ein anderes ersetzt werden.

Nun schickt mich ein Arzt zu ganz vielen anderen Ärzten, um festzustellen, wie es um mich steht. Und die Folge ist: Nahezu jeder Arzt stellt auch wirklich fest, wie es um mich steht. Jeder gibt es mir jetzt schriftlich, was ich nicht schon alles an Alterserscheinungen aufweise. Dabei befinde ich mich gerade mal erst einen guten Monat nicht mehr in der “marktrelevanten Zielgruppe“, wie es innerhalb der privatrechtlichen Fernsehsender mehr oder weniger schmeichelhaft für die Gruppe der 17 bis 49jährigen beschrieben wird.

Der Kardiologe hat mir ein vergrößertes Herz und hohen Blutdruck attestiert. Der Hausarzt die “Wohlstandswampe“ und der Zahnarzt hat ein “saniertes Gebiss“ festgestellt und nebenbei auch gleich so ein saniertes Stück entfernt.

Nun war ich auch beim Augenarzt der neben der Presbyopie auch eine Glaskörpertrübung und einen erhöhten Augeninnendruck auf den Zettel geschrieben hat.

Ich gebe zu, es war ein Fehler zu fragen, was “Presbyopie“ ist. Aber das war das einzige, was ich nicht verstanden hatte. Gnadenlos hat der Doc mir das lateinische Unwort dann in Otto-Normal-deutsch übersetzt: Altersauge.

Komisch, nach jedem Arzttermin fühle ich mich um Jahre Älter. Ich sag ja. Man geht zum Arzt, weil man entweder krank oder alt ist. Mir schreiben sie wohl alles beide auf das Attest.

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