HNO

Termin beim HNO. Ich kannte die Praxis schon von damals aus meiner Arzt-Odyssee vor der Erstdiagnose. Ich erinnere mich noch genau, wie ich damals mit schmerzendem Mundraum, leichtem Fieber, Medikamentenbeutel in der Hand und kaum noch zu aufrechtem Sitzen fähig dort im Warteraum saß. Ob mir die Wartezeit nur unter den damaligen Umständen so unendlich lang vorkam, weiß ich nicht mehr.

Nun ja, mein heutiger Besuch war ja geplant und ich hatte diesmal einen Termin. Pünktlich um 10:20 Uhr stand ich in der Anmeldung auf der Matte. Brav überreichte ich meine Versichertenkarte und den Überweisungsschein. Nach dem Besuch beim Kardiologen, war dies nun die zweite Praxis die mit dem Überweisungsschein nicht recht was anfangen konnte. 

Ich gebe zu, dass der Anlass meines Besuches bei einem Facharzt gottlob sicher nicht sein täglich Brot ist und der sparsame Eintrag "AML, z.V. KMT" auf dem Überweisungsträger einer Sprechstundenhilfe eines HNO auch nicht unbedingt geläufiges Vokabular sein muss.

Also half ich, als Kenner der Materie, gern bei der Übersetzung der kryptischen Kürzel aus: "akute myeloische Leukämie, zur Vorbereitung einer Knochenmarktransplantation".

Schnell schob ich hinterher: "Was das jetzt aber für einen Tätigkeitsumfang für den Arzt mit sich bringt, hab ich allerdings nicht mitgebracht. Das muss der schon selbst wissen".

Ich bekam einen dieser lästigen Anmeldebögen, die nach Medikamenten, Allergien und Vorerkrankungen aller Art fragen in die Hand und wurde ins Wartezimmer gebeten. An dieser Stelle wünschte ich mir (entgegen allen aufschreienden Datenschützern) alle diese Antworten auf meine elektronische Krankenkarte. Wird schließlich echt lästig, wenn man den Zettel x-mal für jeden Arzt ausfüllen muss. Und ja, ich nenne das Ding KRANKENkarte und nicht Gesundheitskarte wie da immer so hübsch drauf gedruckt ist. Ich geh ja schließlich auch nicht ins Gesundheitshaus! Ich gehe dahin und benutze die Karte WEIL ich krank bin.

Der Warteraum war - wie schon erahnt - brechend voll. Aber ich hatte ja diesmal einen Termin. 

Pustekuchen!

Nachdem ich gefühlt das Internet leer gelesen hatte, wartete ich immer noch. Ich musterte die riesigen Plakate an den Wänden, die IGEL-Leistungen zur unabdingbaren Notwendigkeit stilisierten. Am Interessantesten fand ich aber den Aufsteller inmitten der ganzen Boulevard-Zeitschriften: "Immunrelevante Mikronährstoff-Therapie" konnte man darauf lesen. 

Das Klang für mich eher nach "verdienstrelevanter Gewinnmaximierung". Ich stehe solchen IGEL-Leistungen ja eher skeptisch gegenüber, nachdem mir ein Orthopäde vor Jahren mal für 8 Euro pro Sitzung eine "Wasserbett-Massage" angedreht hat. Hätte ich damals auf die insgesamt 48 Euro für 90 Minuten kneten auf einem unbequemen Massagebett nur 10 Euro noch drauf gepackt, hätte ich um die Ecke beim Thailänder ne echte Massage mit echten Händen von echten Thailänderinnen bekommen. Aber das ist ne andere Geschichte. Zurück ins Wartezimmer

Etliche Patienten die NACH mir erschienen, verließen dafür VOR mir den Warteraum. Na gut, ich weiß ja, dass manche auch gar nicht direkt zum Arzt gehen, sondern von den Arzthelfern nur eine Behandlung bekommen. Aber MIT Termin eine Wartezeit von etwas über 90 Minuten liegt schon deutlich über meiner Schmerzgrenze.

Gerade wollte ich meckern gehen, da wurde ich durch die Sprechanlage aufgerufen. Sprechanlage? Hmm... was mach ich eigentlich wenn ich beim HNO sitze, weil ich NICHT hören kann??? Egal, nicht meine Baustelle.

Woran ich mich nicht vom letzten Mal erinnern konnte, war der Arbeitstisch. Manch einer dürfte bei diesem Anblick auf der Stelle eine Kehrtwende machen und die Praxis auf kürzestem Weg verlassen:


Einige Haken, Lämpchen und Ösen später hat mir der Arzt die ordnungsgemäße Funktion meiner Ohren, der Nase und des Halses versichert. Mit seinem Empfehlungsschreiben unter dem Arm konnte ich die Praxis dann wieder verlassen.

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